Es ist zwar Kampfsport, genauso wichtig sind aber Respekt vor dem Gegner und Werte. Ein Gespräch über die Faszination, die Anfänge und das große Jubiläum am 22. September Wahlen.

Der 22. August 1976 – man sollte mit diesem Datum beginnen, um zu verstehen, wie sich aus einer Idee über fünf Jahrzehnte hinweg eine konstante Größe im Vereinsgeschehen des Überwalds entwickeln konnte. An diesem Tag stellte ein junger Judoverein aus Wald-Michelbach mit Bruno Plaha seinen ersten Hessenmeister. Man könnte aber auch das Jahr 1978 als Beispiel heranziehen. Damals wurden die Judoka aus dem Überwald erstmals Bezirksmeister. Den eigentlichen Überraschungserfolg erlebte der Judosport aber vor fast genau 50 Jahren. Als der „1. Judo-Club Wald-Michelbach“ – so hieß der Verein bei der Neugründung – gleich auf Anhieb 60 Mitglieder für die japanische Form des Ringkampfs begeistern konnte. Und dieser Coup ist eng mit dem Namen Georg Hanika verknüpft. Als Träger des 3. Dan war er es, der den Kampfsport im Überwald überhaupt salonfähig gemacht hat. Kaum ein Jahr später zählte der Verein bereits 120 Mitglieder, die in den Sporthallen Wald-Michelbachs ihr Training aufnahmen. Wieder zwei Jahre später kam eine Karate-Abteilung hinzu.

 Georg Hanika demonstriert 1974, beim ersten Training des frisch gegründeten Judo-Clubs in Wald-Michelbach, eine spektakuläre Wurftechnik.

Der Meister zeigt sein Können. Georg Hanika demonstriert 1974, beim ersten Training des frisch gegründeten Judo-Clubs in WaldMichelbach, eine spektakuläre Wurftechnik.

Wieso das in einer fußballdominierten Gegend auf Anhieb so gut klappte, kann das Vorstandsduo Michael Herbst und Lukas Jäger nicht sagen. Sie haben die Anfangsjahre nicht miterlebt. Wahrscheinlich sei damals die Zeit reif gewesen für neue Sportarten. Dazu hätten auch die Olympischen Spiele 1972 in München ihren Teil beigetragen, vermutet Herbst. „Das war der Zeitgeist in den Siebzigern. Es gab plötzlich neue Wege, sich fit zu halten.“ Gleich mehrere Hessenmeister Beim Judo-Club ging es von Anfang an auch darum, sich auf Wettkämpfen zu behaupten und in höhere Klassen aufzusteigen. Mit dem Ehrgeiz kamen die Erfolge. Nicht nur Plaha, sondern auch spätere Judoka zeigten derart souveräne Leistungen auf der Matte, dass sie sich für die Landesebene qualifizierten und dort bei den Hessischen Meisterschaften auf dem Treppchen landeten, darunter auch Leon Loos. Oder sie wurden in den Hessenkader berufen wie Fabian Mlakar 2022. Und Regina Rilling siegte wenige Jahre zuvor bei den Deutschen Ü30-Seniorenmeisterschaften. Doch gab es nicht nur den steten Aufstieg, sondern gleich in den Achtzigern erlebte der Verein eine wichtige Zäsur: Aus dem Judo-Club Wald-Michelbach ging der Judo-Club Überwald hervor. Aufgrund der besseren Trainingsmöglichkeiten wurde der Sitz nach Grasellenbach verlegt und das Training findet in der Turnhalle der Ulfenbachtalschule statt. Und dann kam wie überall Corona. Der Wettkampfbetrieb der Judoka sei seitdem immer noch nicht richtig in Gang gekommen, bedauert Jäger. Erfreulich sei hingegen, dass die Vereinsgröße in den vergangenen Jahren mit etwa 100 Mitgliedern konstant geblieben sei. „Wir verzeichnen immer einen hohen Zulauf, aber leider auch eine hohe Fluktuation.“ Vor allem bei den Jugendlichen sei es schwieriger, sie zum Training oder zu Wettkämpfen zu motivieren. „Klar, wenn die Eltern dahinter sind, dann bleiben auch die Fünfzehnjährigen dabei“, so Herbst.

Lukas Jäger (links hinten) und Michael Herbst (rechts) beobachten den Zweikampf der jungen Judoka u

Lukas Jäger (links hinten) und Michael Herbst (rechts) beobachten den Zweikampf der jungen Judoka und geben ein paar Verbesserungsvorschläge bei der Grifftechnik. BILD: BETTINA ARNDT

Im Gespräch mit der Redaktion vor Ort zeigten sie sich insgesamt zufrieden, wie der Club heute aufgestellt ist. „Wir sind ein kleiner, aber lebendiger Verein. Vorstand und Trainerteam sind bei uns eng verzahnt. Das ist alles nahbar und eher kumpelhaft bei uns. Und alle werden einbezogen.“ Das zeigte sich auch am Montagabend. Die Anfänger wärmen sich gerade auf, die beiden Vorsitzenden mittendrin. Anweisungen geben sie sachlich. Trainer, die auch loben Kein Geschrei erschüttert die Halle, wie man das aus anderen Sportarten durchaus kennt. Weder von den Trainern noch von den Kindern. Eher geht es respektvoll und ruhig zu. Manche Kinder helfen sich gegenseitig, die Kleidung nach einem Wurfmanöver zu richten oder den Gürtel zu binden. Und die Trainer loben, wenn der Griff gelingt. Gut, hin und wieder müssen einige am Mattenrand Liegestütze machen, als „Strafe“, wenn sie eine Regel missachtet haben. Aber am Ende verbeugen sich alle. Diese Regeln seien wichtig, wie Jäger am Ende betont. Genauso wichtig wie das Fallen. Denn darum geht es beim Kindertraining in erster Linie: Das richtige Fallen muss gelernt sein, damit sich die Judoka im Eifer des Ringkampfs nicht verletzen. „Auch der Gegner darf nicht verletzt werden, sondern das Ziel im Judo ist, ihn anderweitig zu besiegen, ihn zu kontrollieren oder durch Wurftechniken zu Boden zu bringen. Falls man dann noch nicht siegreich ist, muss man den Gegner dort so lange festhalten, bis er aufgibt.“

Würgetechniken gehören dazu. Das üben gerade zwei fortgeschrittene Judoka. Es sieht dramatisch aus, bis einer der beiden schließlich aufgibt. „Schlagen, treten und Angriffe, wie man sie aus anderen Kampfsportarten kennt, sind bei uns streng verboten“, erklärt Herbst. Denn trotz vollem Körperkontakt sei es eine friedliche und gewaltlose Kampfsportart, bei der man neben Körperspannung viel für das Leben mitnimmt. Es ist ein langer, aber vor allem auch ein „sanfter Weg“ – das bedeutet Judo nämlich, wenn man die japanischen Schriftzeichen ins Deutsche übersetzt. Bis zum Dan, also bis zum Judomeister, braucht man also Ausdauer: „Ich habe meinen schwarzen Gürtel nach zehn Jahren bekommen. Dafür haben mein Trainingspartner David und ich über mehrere Jahre zweimal in der Woche trainiert. Im Jahr vor der Prüfung sogar dreimal wöchentlich“, sagt Jäger. Theoretisch ginge es auch ein bisschen schneller, aber die Erfahrung zeige, dass es mehrheitlich eher noch länger dauert, bis sich ein Kampfsportler seinen eigenen schwarzen Gürtel zuknoten darf. Das ist der Beweis, dass der Träger „ein tiefes Wissen im Judo gesammelt hat“. Und auch ein bisschen, wer sich im Verein besonders engagiert.

Wer sticht da am meisten heraus? Wer hat sich außer dem Gründungsvater Georg Hanika besonders um den Judo im Überwald verdient gemacht? Beide sind sich einig: „Das ist ganz klar Michael Stay.“ Er sei als Trainer für viele Erfolge auf Bezirks- und Landesebene verantwortlich gewesen und habe seit vergangenem Jahr auch den 5. Dan inne, einen höheren Grad als der Gründungsvater.

Aber andere treten genauso in den Fokus. „Du auch, Michael. Seit ich denken kann, bist du vorne mit dabei, erst als Trainer und in den letzten Jahren immer mehr auch in verschiedenen Vorstandsämtern bis eben an der Spitze“, lobt Jäger seinen „Vorgesetzten“. Michael Herbst ist seit diesem März Erster Vorsitzender – und steht nach wie vor mit seinem Vize gern auf der Matte, um den Verein und den Judosport im Überwald voranzubringen. groe

Quelle: WNOZ

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